Angriffe und Gewalt gegen Einsatzkräfte werden dennoch strikt verurteilt
Glinde (fgpr). In der Silvesternacht musste die Mannschaft der Wachabteilung von der Glinder Feuerwehr zu insgesamt vier Einsätzen ausrücken, bei denen vornehmlich durch Feuerwerkskörper in Brand geratene Mülltonnen zu löschen waren.
20 Einsatzkräfte der Glinder Feuerwehr hatten sich mit ihren Angehörigen vorsorglich in der Feuerwache am Oher Weg zur gemeinsamen Silvesterfeier zusammengetroffen und zur Einsatzbereitschaft bereiterklärt. Dabei wurden sie übrigens auch vom Wehrführer der befreundeten Feuerwehr aus Bacharach am Rhein, Volker Reinke, unterstützt, der zusammen mit seiner Familie hierfür extra angereist war.
Während ihrer Silvestereinsätzen widerfuhren den Glinder Feuerwehrleuten keine besonderen Vorkommnisse, geschweige denn Angriffe aus der Bevölkerung. Eher im Gegenteil, wie die diensthabende Führungskraft, die Zugführerin Bianka Bohn, rückblickend berichtet: „Dort, wo wir auf Anwohner trafen, wurden wir ja erwartet, um unsere Löschmaßnahmen zu ergreifen und freundlich in Empfang genommen. Am Ende hat man uns ein gutes neues Jahr gewünscht. In Glinde herrscht Helfern gegenüber Dank und Achtung über unseren Job.“
Dabei spielt wohl möglich das Image der durchweg ehrenamtlichen Feuerwehrleute sowie die Öffentlichkeitsarbeit der Wehr auf „allen Kanälen“ eine Rolle.
Dennoch machen die Vorkommnisse andernorts auch die Glinder betroffen. Sie fühlen mit den körperlich und psychisch geschädigten Kameraden und Kollegen von Feuerwehren, dem Rettungsdienst und der Polizei in Berlin, im benachbarten Hamburg, im schleswig-holsteinischen Elmshorn, Hannover, Braunschweig, Hildesheim, Garbsen, Vechta, Delmenhorst, Laatzen, Peine, Osnabrück, Offenbach, Frankfurt, Bonn, Hagen, Bochum, Bottrop, Mannheim, Aalen, Heilbronn, Ulm, Stuttgart, Reutlingen, Kehl, Essen, Görlitz,… Allen Betroffenen und Angehörigen wünschen sie eine baldige und vollständige Genesung.
„Gewalt gegen Einsatzkräfte und Helfer geht gar nicht!“, urteilt Glindes Gemeindewehrführer Michael Weidemann. Und weiter: „Die Geschehnisse gehören dringend aufgearbeitet und schonungslos verfolgt. Dabei stehen die jüngst verschärften Gesetze und Strafmaßnahmen vollumfänglich zur Verfügung.“ Zu möglichen Gründen zuckt er die Schultern und kann nur ansatzweise vermuten: „Übermut unter Alkoholeinfluss, Egoismus und Respektlosigkeit, eine Verrohung der Gesellschaft bis hin zur Ablehnung unserer demokratischen Grundordnung und nicht zuletzt Erziehung, Bildung und die Medien?!“
Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), Karl-Heinz Banse, riet unmittelbar nach den Angriffen in der Silvesternacht zur Aufarbeitung und meinte: „Leider kochen auch in der Debatte um die Ausschreitungen gegen Einsatzkräfte in der Silvesternacht die Emotionen hoch. Das ist in weiten Teilen verständlich. Das Thema jedoch und seine Ursachen mit nüchterner Analyse von Ursachen und den richtigen Mitteln anzugehen, ist ganz sicher zielführender. Schnell sind viele Menschen bereit, die vermeintlich so einfachen Lösungen zu propagieren. In einem aber tatsächlich komplexen Sachverhalt helfen keine einfachen Lösungen. Hier sind nur differenzierte Betrachtung und genaue Analyse hilfreich. Die Bürgerinnen und Bürger und alle Gruppen der Gesellschaft sind hier gefordert: Die Justiz, die Rechtsprechung, die Gesellschaftswissenschaften, die Medien, die Politik – und die Institutionen, die unsere Gesellschaft aufbauen und am Leben halten, etwa die Schulen und Ausbildungsstätten. Deshalb wollen wir die konsequente Anwendung des geltenden Rechtes und eine breite gesellschaftliche Debatte zur Gewalt gegen die, die sich als Einsatzkräfte für andere Menschen einsetzen.“
Foto: B. Bohn/Feuerwehr Glinde
